Rückblick Jugendkonferenz 2023
Bei der Jugendkonferenz „Hamburg & Europa in deinen Händen“, die am 13. Oktober 2023 im Wälderhaus (Hamburg-Wilhelmsburg) stattfand, nutzten rund 60 Teilnehmende die Gelegenheit, in den direkten Austausch mit der Politik zu treten und ihre Ideen und Vorstellungen einzubringen.
In drei verschiedenen Dialogforen fand ein reger Austausch zu folgenden Themen statt:
In diesem Dialogforum haben wir mit Rosa Domm (Bündnis 90/ die Grünen, MdHB), Ali Simsek (SPD, MdHB) und Heike Sudmann (Die Linke, MdHB) hauptsächlich zwei Themenkomplexe diskutiert. Zum einen die Weiterführung des Deutschlandtickets, zum anderen die verkehrsberuhigte Innenstadt. Auch haben wir mit den Politiker*innen besprochen, wie man als junger Mensch Einfluss auf die Entscheidungen der Politik ausüben kann.
In der Diskussion wurden Bedenken der Jugendlichen geäußert, dass das Deutschlandticket nach den zwei Jahren Laufzeit nicht fortgeführt werden kann. Studierende in der Runde kritisierten, dass das vergünstigte Deutschlandticket nicht für Studierende gilt. Die Vertreter*innen der Regierungsfraktionen, wiesen darauf hin, dass eine Vergünstigung für Schüler*innen, sowie Leistungsempfänger*innen eine Errungenschaft darstellt. Hamburg tue hier im bundesweiten Vergleich viel. Frau Sudmann verweist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die LINKE schon lange ein kostenloses Ticket für Schülerinnen und Schüler fordert. Es wurde von Frau Domm und Herrn Simsek in Aussicht gestellt, dass Schülerinnen und Schüler bald HVV-weit den ÖPNV kostenlos nutzen können. Aus dem Kreis der Jugendlichen wurden Bedenken zu der Bezahlbarkeit der Vorhaben geäußert. Es käme auch die Frage auf, ob Hamburg den Wegfall des Bundesanteils kompensieren könnte. Die vertretene Politik äußerte sich geschlossen, dass der Wegfall verhindert werden sollte und, dass man sich dafür über alle Kanäle starkmacht. Grundsätzlich bestand Konsens bei allen Anwesenden, dass das Deutschlandticket fortgeführt werden sollte.
Kurz wurden auch die Möglichkeiten erörtert, wie man als junger Mensch seine Interessen vertreten kann. Dies wurde am Beispiel der Forderung der Studierenden nach einem vergünstigten Deutschlandticket durchgespielt. Es gibt laut den politischen Vertreterinnen und Vertretern die Möglichkeiten Jugendorganisationen, entweder über Parteien und NGOs, beizutreten. Auch Gewerkschaften und Interessenvertretungen, wie die Studierendenwerke, bieten demnach die Möglichkeiten des Einflusses.
Im zweiten Themenschwerpunkt wurde das Thema verkehrsberuhigte Innenstadt angesprochen. Die Jugendlichen kritisierten hier das fehlende Angebot an ÖPNV, um die Fahrt von den Randbezirken in die Innenstadt auf den motorisierten Individualverkehr zu verzichten und auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Es herrschte Konsens, dass eine verkehrsberuhigte Innenstadt ein erstrebenswertes Ziel darstellt. Ein konkretes Beispiel der Jugendlichen war der fehlende Anreiz, das P+R-Angebot zu nutzen. Da neben den Parkgebühren noch Ticket für den HVV bezahlt werden müssen, fehlt aus Sicht der Jugendlichen der Anreiz das Angebot zu nutzen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Jugendlichen kritisierten, dass das Hamburger Umland nicht gut genug angeschlossen ist, um eine verkehrsberuhigte Innenstadt möglich zu machen.
Rosa Domm und Herr Simsek berichteten, dass das Angebot im ÖPNV kontinuierlich ausgebaut wird. Auf überlasteten Abschnitten des S-Bahn-Netzes werden mehr Züge mit Überlänge eingesetzt, um die Kapazität zu erhöhen. Sie berichteten auch vom Bau der U5, welche Hunderttausende Hamburger*innen einen Anschluss an den Schienenverkehr des ÖPNV ermöglicht. Frau Sudmann kritisierte hierbei die Kosten dieses Projekts und berichtete, dass die LINKE schon seit langem den Bau von Straßenbahnen als kostengünstigere Alternative vorschlägt. Die Regierungsfraktionen planen demnach zudem, Sammeltaxis über die App HVV-Switch anzubieten. Dies fülle Lücken in den Randbezirken von Hamburg, welche noch keinen guten Anschluss an das ÖPNV-Netz haben. Die Politik stimmte der Kritik der Jugendlichen zu, dass zusätzliche Kosten bei der Nutzung von P+R nicht zielführend sei und versprach dafür eine Lösung zu finden.
Mit dem EU-Jugendziel „Inklusive Gesellschaften“ verfolgt die Europäische Union das Ziel, die vielfältigen Benachteiligungen junger Menschen abzubauen und Diskriminierung zu bekämpfen. Vor allem sollen den Jugendlichen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie sie gemeinsam als Gesellschaft wachsen können und mehr in Entscheidungsprozesse einbezogen werden, indem sie die Möglichkeit bekommen, ihre Meinungen, Erfahrungen und Verbesserungsvorschläge zu äußern.
Hier setzte der Workshop „Offene Gesellschaften“ an. Gemeinsam mit den politischen Gästen Metin Kaya (vormals DIE LINKE) und Filiz Demirel (DIE GRÜNEN) diskutierten die teilnehmenden Jugendlichen über die Herausforderungen von Diskriminierungsbekämpfung und Chancengleichheit im Spannungsfeld zwischen Rechtsruck in vielen EU-Mitgliedstaaten und der Debatte über Integrations- und Migrationspolitik in Europa. Anhand von zwei Thesen stiegen die Teilnehmenden in die Debatte ein. Sie wurden gebeten sich zu den Thesen „der wachsende Einfluss rechter Parteien und ihrer Forderungen sind eine Gefahr für die Demokratie in Europa und Deutschland“ und „vor dem Hintergrund der in der letzten Zeit hohen Anzahl Geflüchteter sollte das deutsche Asylrecht (strenger <-> lockerer) werden“ zu positionieren und dazu ihre Gedanken mit der Gruppe zu teilen. Daraus entstand eine kontroverse Diskussion, die durch die Ereignisse in Israel am 7. Oktober nur wenige Tage vor dem Workshop zusätzliches Gewicht bekam. Welchen Einfluss kann und sollte Europa auf andauernde Kriegs- und Konfliktsituationen haben und wie sollte ein humanitärer Umgang mit Geflüchteten aus den betroffenen Regionen aussehen? Während sich die Teilnehmenden darüber einig waren, dass lauter Populismus eine Gefahr für die Demokratie in Europa sei, gingen die Meinungen beim Thema Migration z.T. deutlich auseinander. Wenngleich sich nicht alle einig waren, hat der Workshop dennoch aufzeigen können, wie wichtig ein respektvoller Diskurs und die Anerkennung unterschiedlicher Perspektiven für eine offene Gesellschaft sind. Für die Zukunft benötige es daher mehr Raum zur Begegnung und Austausch, um populistischen Tendenzen entgegenzuwirken.
Bei der anschließenden Diskussion im Plenum wurden die Ergebnisse der Dialogforen von jugendlichen Teilnehmenden präsentiert und von den politischen Vetreter*innen kommentiert.
Vielen Dank an alle Beteiligten für ihr Engagement! Wir danken vor allem den Jugendlichen, die sich aktiv in die Ausgestaltung unserer 2. Jugendkonferenz eingebracht haben. Wir werden im nächsten Jahr wieder eine ähnliche Veranstaltung auf die Beine bringen, die auch von weiteren Aktivitäten (z.B. Fahrt nach Brüssel) begleitet wird. Um die neuesten Infos zu erhalten, teile uns hier gern deinen Kontaktdaten mit!
Die am Kooperationsverbund beteiligten Organisationen freuen sich auf den weiteren Austausch!
veranstaltende Organisationen